Der Wärter senkte besiegt den Kopf. Jubel brandete im Zuschauerraum auf, und zum ersten Mal schien Staatsanwalt Ortega die absolute Kontrolle zu verlieren, mit der er so oft geprahlt hatte. Die Atmosphäre wurde erdrückend. Das Gemurmel war so laut, dass Richterin Montgomery dreimal mit dem Hammer schlagen musste, um zumindest etwas Ordnung wiederherzustellen, obwohl bereits klar war, dass ihr die Kontrolle über den Gerichtssaal entglitt.
Camila öffnete mit der kalkulierten Ruhe einer Chirurgin einen weiteren Abschnitt ihrer Akte und hielt einen versiegelten Umschlag hoch. „Euer Ehren, bevor der Zeuge fortfährt, lege ich neue Dokumente vor, Herrn Salinas’ Kontoauszüge. Am Tag nach dem angeblichen Raubüberfall erscheint eine Einzahlung von 10.000 Dollar auf seinem Privatkonto, ein Betrag, der weder seinem Gehalt noch einem offiziellen Bonus entspricht.“
Ein kollektives Aufatmen ging durch den Zuschauerraum. Salinas begann im Zeugenstand zu zittern, und Ortega stand verzweifelt auf. „Einspruch! Das beweist gar nichts. Es könnte sich um ein Darlehen der Familie handeln.“ Camila lächelte kalt. „Wie praktisch. Sein Bruder, nicht wahr?“ Derselbe, der in einer anderen Stadt lebt und seit zwei Jahren arbeitslos ist.
Laut öffentlichen Aufzeichnungen. Der Wachmann erbleichte. Erklären Sie, Mr. Salinas. War das Geld eine Zahlung für die Manipulation von Sicherheitsdaten oder dafür, dass Mr. Montgomery um Mitternacht zum Gebäude eskortiert wurde, um meinen Vater zu belasten? Erneut herrschte Stille, diesmal drückender, bedrohlicher. Der Wachmann versuchte zu sprechen, doch seine Stimme versagte.
„Ich kann ohne Anwalt nicht antworten.“ Dieser Satz traf den Gerichtssaal wie ein Hammerschlag. Die Richterin sah ihn streng an. Sie berief sich auf ihr Aussageverweigerungsrecht. Salinas nickte resigniert. Camila holte tief Luft und versetzte ihm den Todesstoß. „Also, Euer Ehren, wir haben einen wichtigen Zeugen der Anklage, der aus Angst vor Selbstbelastung die Aussage verweigert, und wir haben Videoaufnahmen, die ihn mit dem Hauptankläger beim heimlichen Betreten des Gebäudes zeigen.“
Wenn das nicht beweist, dass mein Vater Opfer einer Verschwörung wurde, was dann? Jubel und Applaus brachen aus, während Ortega, völlig aufgelöst, kaum sprechen konnte. Héctor, der am Tisch der Angeklagten saß, blickte seine Tochter an, Tränen rannen ihm über die Wangen. Sein kleines Mädchen war kein Kind mehr; sie war seine Verteidigerin, seine Stimme, seine Hoffnung.
Richterin Montgomery, mit starrem Gesicht und schwerem Atem, versuchte, die Fassung zu bewahren, während im Gerichtssaal Chaos ausbrach. Edgar, in der ersten Reihe, rutschte sichtlich unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Camila wandte sich ihm langsam zu, wie eine Jägerin, die ihre Beute endlich in die Enge getrieben hat. „Euer Ehren, die Verteidigung beantragt, Edgar Montgomery, den dritten Zeugen im Zeugenstand, als feindlichen Zeugen zu vernehmen.“
Sofortige Stille, fast respektloses Schweigen. Ortega zuckte zusammen. „Einspruch! Das ist unerhört, das ist eine öffentliche Hinrichtung!“ Doch die Richterin, deren Blick auf ihrem Neffen ruhte, wusste, dass sie ihn nicht länger schützen konnte, ohne noch tiefer in den Skandal hineingezogen zu werden. „Genehmigt, Mr. Montgomery. Bitte treten Sie in den Zeugenstand.“
Der ganze Saal hielt den Atem an, als er mit angespannten Schritten hereinkam. Sein tadelloser Anzug konnte den Schweiß auf seiner Stirn nicht verbergen. Er schwor, die Wahrheit zu sagen, doch seine Stimme brach. Camila trat entschlossen an ihn heran und hielt die Mappe fest, die zu ihrem Schwert geworden war. „Mr. Montgomery, Sie haben der Polizei gesagt, dass Sie das Büro um 18:00 Uhr verlassen und erst am nächsten Morgen zurückgekehrt sind, richtig?“ Edgar nickte und versuchte, ruhig zu bleiben.
Lesen Sie weiter, indem Sie unten auf die Schaltfläche ( NÄCHSTE SEITE 》 ) klicken!