Der Richter beugte sich vor. „Befehle von wem, Mr. Montgomery?“ Die Stille wurde unerträglich. Nur Camilas Finger trommelten leise mit ihrer Mappe, und Edgar schluckte schwer. Sein Blick wanderte zwischen dem Richter und den Zuschauern hin und her, die ihn aufmerksam anstarrten. Schließlich flüsterte er: „Ich habe etwas gesehen, was mein Onkel, etwas, das meine Familie niemals ans Licht kommen lassen konnte.“
Es waren Beweise für Veruntreuung, für versteckte Konten, für die widerrechtliche Aneignung von Geldern. Wenn Hector etwas sagte, würde alles zusammenbrechen. Im Gerichtssaal brach Jubel aus, Gerichtsdiener mühten sich, die Menge zu bändigen, und Reporter berichteten live. Camila blieb regungslos, ihre Stimme so fest wie ein Hammerschlag. „Sie haben also meinen Vater reingelegt, um ein korruptes Imperium zu schützen, und jetzt haben Sie es unter Eid vor allen Anwesenden gestanden.“
Edgars Gesichtsausdruck verfinsterte sich, und zum ersten Mal flößte der Name Montgomery ihm nicht mehr Respekt, sondern Scham ein. Der Aufruhr im Gerichtssaal klang wie ein unaufhaltsames Erdbeben. Richterin Montgomery schlug wiederholt mit dem Hammer auf den Tisch, doch ihre Autorität schwand im gleichen Maße wie der Ruf ihrer Familie. Camila stand aufrecht, atmete schwer und fixierte den Richtertisch.
Hector, noch immer in Handschellen, spürte, wie die Last monatelanger Demütigung langsam von ihm abfiel, obwohl er nicht wagte, an einen Sieg zu glauben. „Ordnung im Gerichtssaal!“, rief die Richterin, doch ihre Stimme gebietete keinen Gehorsam mehr. Schließlich erklärte sie mit starrem Gesichtsausdruck: „Angesichts der vorgelegten Beweise und des Teilgeständnisses unter Eid von Herrn Edgar Montgomery bleibt diesem Gericht keine andere Wahl, als die Anklage gegen den Angeklagten Hector Torres fallen zu lassen.“
Die darauf folgende Stille war so tief, dass sie wie eine Leere wirkte, bis sie in Applaus, Jubelrufe und Tränen ausbrach. Héctor wurde von seinen Handschellen befreit, und als er spürte, wie sich seine Handgelenke lockerten, rannte er zu seiner Tochter und umarmte sie verzweifelt. „Du hast es geschafft, Camila, du hast mir mein Leben zurückgegeben“, murmelte er schluchzend.
Sie antwortete mit fester Stimme, doch ihre Augen glänzten vor Rührung. „Nein, Papa. Ich habe nur das getan, was du mir immer beigebracht hast. Gib niemals auf, wenn du die Wahrheit kennst.“ Journalisten stürmten mit Kameras herein und hielten das Bild eines Teenagers fest, der mit gerade einmal 14 Jahren einen Staatsanwalt gedemütigt, einen korrupten Erben entlarvt und die Fassade einer mächtigen Familie zerstört hatte.
Ortega, besiegt, verließ den Gerichtssaal, ohne sich umzudrehen. Edgar, von den Justizbeamten eskortiert, senkte den Kopf, unfähig, die Scham zu ertragen. Die Richterin, regungslos, wusste, dass ihr Name für immer mit diesem Tag verbunden sein würde. Draußen wartete eine Menschenmenge mit improvisierten Transparenten: Gerechtigkeit für Héctor, Camila, den Stolz des Volkes.
Und als Vater und Tochter Hand in Hand hinausgingen, hob die junge Frau den Pappordner gen Himmel – ein Symbol für einen Kampf, der gerade erst begonnen hatte. Denn tief in ihrem Herzen verstand sie, dass Gerechtigkeit nicht einmal errungen, sondern jeden Tag verteidigt werden muss. Und nun war sie dazu bestimmt, ihre Hüterin zu sein.
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